KILROY WAS HERE
„Kilroy was here“ ist ein Spruch, der zusammen mit dem Graffitibild von einem Mann, der über eine Mauer guckt, erstmals im Zweiten Weltkrieg auftaucht. Das Meme symbolisiert die Einheit der US-amerikanischen Truppen und ihre Verbindung zur Heimat. Nach dem Krieg wird Kilroy zu einer Ikone der Popkultur und beeinflusst Streetart und Graffiti.
Zeichnerische Setzungen auf Wänden gab es schon vor den ersten Zivilisationen und sie sind immer ein wesentlicher Teil des menschlichen Ausdrucks gewesen. In den 1970er Jahren in New York entwickelt sich das Graffiti weiter: Wände und U-Bahnen werden quasi zu Leinwänden.
Berlins Graffiti, sowohl vor als auch nach dem Fall der Mauer, ist eine Mischung aus politischem Ausdruck und Anspruch auf den öffentlichen Raum. Es verwandelt Symbole der Unterdrückung – wie die Berliner Mauer – in Plattformen für Widerstand, Kreativität und sozialen Wandel. Die Entwicklung von Graffiti in Berlin spiegelt die bewegte Geschichte der Stadt wie auch ihren ungebrochenen Trotz und anhaltenden Innovationsgeist.
Graffiti ist grundsätzlich politisch, weil es auf instabile Verhältnisse reagiert und das Umfeld widerspiegelt. Noch heute spricht aus seinem kurzlebigen Charakter die flüchtige, aber wirkungsvolle Präsenz des Kriegs-Graffiti „Kilroy was here“.
Einführung
Ist dir schon mal das ikonische Graffiti Kilroy was here begegnet? In diesem Kapitel zeigen wir dir, wie tief Graffiti und Streetart in der menschlichen Kultur verwurzelt sind. Kilroy was here ist ein Beispiel für die historischen Wurzeln und die politische Wirkung dieser Kunstform. Es entstand im Zweiten Weltkrieg, ein Meme, das als Graffiti-Bild eines Mannes, der über eine Mauer lugt, die Einheit der US-amerikanischen Truppen und die Verbundenheit mit ihrem Heimatland symbolisiert. Nach dem Krieg wurde Kilroy zu einer Ikone der Popkultur und beeinflusste Streetart und Graffiti.
Graffiti ist nicht nur Kunst, sondern auch ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse und ein Mittel des Widerstands sowie der Einheit. Das Zeichnen auf Wänden ist den frühesten Zivilisationen vorausgegangen und somit ein wesentlicher Bestandteil des menschlichen Ausdrucks. Graffiti entstand an der Ostküste und entwickelte es sich in New York City in den 1970er Jahren zu einer eigenständigen Kultur. Mauern und U-Bahnen wurden zu bunten Leinwänden.
Auch Berlin hat eine lange Geschichte verschiedener Arten von Graffiti, die als künstlerische Ausdruckformen und als Protest den öffentlichen Raum einnehmen. Die Berliner Mauer ist ein Beispiel dafür, wie ein Symbol der Unterdrückung durch Graffiti zu einer Projektionsfläche für Kreativität und Widerstand werden kann. Graffiti ist grundsätzlich politisch, es reagiert auf die gesellschaftlichen Verhältnisse – flüchtig und unmittelbar wirkungsvoll wie das alte Kriegsgraffitibild Kilroy was here.
Dan Witz
Dan Witz ist ein Streetart-Künstler und realistischer Maler. Sein Realismus orientiert sich an den alten Meistern der Renaissance und der Barockmalerei. Inspiriert von Subway-Graffiti und seiner Vorliebe für die Punk-Ästhetik verbindet er akribische Handwerkskunst mit urbanen Interventionen. Seine Kunst umfasst oft hyperrealistische Darstellungen des Alltagslebens sowie Themen aus Subkulturen wie der Hardcore-Punk-Szene.
Er wurde 1957 in Chicago geboren und lebt in Brooklyn. Als Streetart-Pionier begann Witz bereits 1979 im öffentlichen Raum zu arbeiten. Eines seiner ersten Projekte war die Serie Birds of Manhattan, für die er sorgfältig ausgearbeitete Kolibris auf graue Hauswände malte.
Dem berühmten Graffiti Kilroy Was Here begegnete Witz bereits als Kind. Bis heute ist er begeistert von „der Idee, eine horizontale Linie zu zeichnen, die auf magische Weise Raum erzeugt und zum oberen Rand einer Mauer wird“, wie der Künstler es in seinen eigenen Worten ausdrückt. Im Jahr 2006 begann er, das Kilroy-Motiv neu zu interpretieren und als bemalte Fotoaufkleber auf Straßenschildern oder als installierte Gummihandschuhe auf Mauern umzusetzen.
Als Reaktion auf den beschleunigten Bau von Luxuswohnungen in Brooklyn schuf Witz eine neue Unterserie seiner Kilroy-Variationen mit dem Titel Ugly New Buildings, also auf Deutsch Hässliche neue Gebäude. Es ist leicht zu erkennen, dass Witz kein Fan der neuen Architektur ist: Er beschreibt sie als steril und losgelöst von ihrer Umgebung – als ob riesige Raumschiffe über Nacht gelandet wären. Aber er findet, dass die Oberflächen und Texturen zumindest neue Möglichkeiten für seine Kunst bieten. In dieser Ausstellung präsentiert Dan Witz eine neue Arbeit aus seinem Projekt Kilroy Variations. Das ortsspezifische Werk Kill Roy WASSÏERE, speziell für das URBAN NATION konzipiert, fügt sich fast unauffällig in den Raum ein.
Kenny Scharf
Der Maler und Multimediakünstler Kenny Scharf ist der Pionier des Pop-Surrealismus. Er wurde 1958 in Los Angeles geboren und zog in den späten 1970er Jahren nach New York. Dort studierte er visuelle Kunst und wurde Mitbewohner von Keith Haring. Bald freundete er sich mit anderen Künstlern wie Jean-Michel Basquiat an und fand sich mitten in der Kunstbewegung des East Village der 1980er Jahre wieder. Als Reaktion auf die kommerzielle Kunstszene zeichnete sich diese Bewegung durch ihren rohen, experimentellen und oft rebellischen Charakter aus. Sie war von einem DIY-Ethos durchdrungen. Viele Künstlerinnen und Künstler stellten ihre Werke nicht in kommerziellen Galerien aus, sondern in alternativen Räumen wie verlassenen Gebäuden, Clubs und von Kunstschaffenden betriebenen Galerien, die den düsteren, avantgardistischen Geist des Viertels widerspiegelten.
Scharfs Malerei ist von Comics, Science-Fiction und TV-Trickfilmserien inspiriert. An New Yorker Subway-Graffiti faszinierte ihn die Haltung, Kunst aus purer Leidenschaft und Rebellion zu machen. Obwohl Scharf selbst den Begriff Streetart nicht mag, kann er als einer ihrer Urväter angesehen werden. Er freundete sich mit Graffiti-Writern wie Daze an, den ihr ebenfalls in diesem Kapitel entdecken könnt. Scharf benutzt die Sprühdose für seine eigenen Werke auf Leinwand und im öffentlichen Raum. Seine kosmisch-surrealistischen Farbkleckse, die sogenannten Blobs, wirken im Stadtbild des düsteren New York wie aus einer anderen Welt. Bis heute kreiert Scharf, neben anderen Kunstwerken, weiterhin großformatige Murals, die er schnell und allein ohne Assistenten malt.
Das Werk, das du hier siehst, heißt Der Blobenstein. Es ist ein Beispiel für seinen charakteristischen Stil mit kräftigen Farben und unverkennbaren Motiven. Fremdartige, psychedelische und unheimliche Elemente fließen in eine lebendige und visuell zugängliche Ästhetik ein – geprägt von der Energie der wilden 1980er Jahre.