LET'S TALK ABOUT GENTRIFICATION
Die Haltungen der Streetart und der zeitgenössischen Kunst im öffentlichen Raum zum Phänomen der Gentrifizierung sind komplex und facettenreich. Kunst kann zum Prozess der Gentrifizierung beitragen, sie kann aber auch darauf reagieren: Sie kann Interesse wecken und Investoren anlocken, aber auch die Sorgen und Herausforderungen von Gemeinden ansprechen, die von Gentrifizierung betroffen sind. Wie kann der Gentrifizierung entgegengewirkt werden? Welche Auswirkungen hat sie auf das kulturelle und soziale Gefüge eines Quartiers? Wie lassen sich Stadtbereiche verändern, ohne dass gesellschaftlicher Schaden entsteht?
Im öffentlichen Diskurs zum Phänomen der Gentrifizierung sind die Straßen und Gebäude nicht nur Protagonisten, sondern dienen auch als Leinwand. Viele Künstlerinnen und Künstler protestieren mit starken visuellen Statements gegen eine mögliche Gentrifizierung, wobei sie Fragen der Ungleichheit und der Verdrängung aufwerfen und sich jenen Kräften entgegenstellen, die kulturelle Identitäten auszulöschen drohen. Zeitlich begrenzte künstlerische Aktionen werden in Videos und Fotografien festgehalten. Diese dokumentieren den fortlaufenden Dialog und Widerstand und bewahren gleichzeitig die Stimmen und Erfahrungen der Stadtgemeinschaften, die von Gentrifizierung betroffen sind.
Einführung
In diesem Kapitel geht es um die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen urbaner Kunst und Gentrifizierung. Streetart kann Ungleichheit und Verdrängung in Stadtteilen aufzeigen, aber auch zur Aufwertung und Kommerzialisierung dieser Gebiete beitragen.
Die hier gezeigten Kunstwerke zeugen von Aktionen, die oft nur kurz sichtbar sind und durch Video oder Fotografie festgehalten wurden. Künstlerinnen und Künstler setzen damit Zeichen gegen die Verdrängung.
Dieses Kapitel ermutigt dich, die künstlerischen Ausdrucksformen als Spiegel unserer Gesellschaft zu sehen und zu überlegen, wie wir alle den öffentlichen Raum gestalten und zurückerobern können. Lass dich inspirieren und werde Teil der Diskussion über die Zukunft unserer Städte!
Chop'em Down Films
Die Dokumentationen von Chop 'em Down Films konfrontieren Zuschauerinnen und Zuschauer mit der rohen Realität urbaner Kunstformen und geben Einblick in diese lebendigen Szenen. Ihr unermüdlicher Einsatz geht über das reine Dokumentieren hinaus: Chop 'em Down Films tragen dazu bei, die Urban Art als Kultur voranzutreiben. Dabei machen sie auf gesellschaftliche Probleme wie Gentrifizierung aufmerksam.
Chop 'em Down Films führt dich mit einer Dokumentation zu verlassenen, vom Investor nicht fertiggestellten Luxushochhäusern in Los Angeles. Graffiti-Writer haben auf 27 Stockwerken die Fassaden der ungesicherten Gebäude am Oceanwide Plaza eingenommen. Es waren diese Graffiti, welche die „Geistertürme“ wieder ins Rampenlicht der internationalen Presse brachten und die als „L. A. Graffiti Skyscrapers“ den Diskurs über Immobilienspekulation und Gentrifizierung in den USA und darüber hinaus neu entfacht haben.
Chop 'em Down Films ist ein US-amerikanisches Filmkollektiv, das von Zane Meyer ins Leben gerufen wurde. Die Dauer der Filme ist oft auf eine Minute beschränkt – in dieser kurzen Zeitspanne erzählen sie Geschichten auf eine sehr fesselnde Weise, mit viel Liebe zum Detail. Der Charakter des jeweiligen Kunstwerks und der Entstehungsprozess werden in spektakulären und stimmungsvollen Bildern vermittelt. Hast du Lust bekommen, einen kurzen Film über die Streetart in deiner Umgebung anzufertigen?