Tacheles

Nika Kramer
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Foto © Nika Kramer

Tacheles, 2011

Fine-Art Pigmentdruck

Nika Kramer ist eine in Berlin lebende Fotografin mit Wurzeln in der Hip-Hop-Szene, die sich auf die Fotografie von B-Boys/B-Girls (Breakdance), Streetart, Sport, Musik und kulturellen Veranstaltungen spezialisiert hat. Bevor sie sich der Fotografie zuwandte, war sie Veranstaltungsorganisatorin sowie Herausgeberin und Autorin von zwei Büchern über Hip-Hop. Durch diese Buchprojekte lernte sie 2010 Martha Cooper kennen, die Kramer ihre Nikon-Kamera schenkte – dies war der Beginn einer neuen Karriere und einer fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen den beiden.

Kramer hat sich darauf spezialisiert, die lebendige Essenz von Subkulturen einzufangen, und sie setzt alles daran, die besten Aufnahmen zu machen. Ihre dynamischen Fotografien geben die Energie und Action dieser Szenen lebendig wieder. Sie vermitteln den Betrachtenden einen Einblick in den einzigartigen Charakter und den Spirit eines jeden Moments. Mit einem scharfen Auge für Details und der besonderen Gabe, Bewegungen einzufrieren, verwandelt sie Action-Momente in fesselnde visuelle Erzählungen. Ihre Arbeiten dokumentieren nicht nur diese Subkulturen, sondern zelebrieren auch deren kulturelle Bedeutung. Kramer ist nicht nur eine Beobachterin dieser Szenen, sondern ein Teil dieser Kultur.

Leihgabe mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin.

Weitere Fotos zur Aktion
Foto © Nika Kramer
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Zusätzliche Informationen

Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtete Einkaufspassage sollte verschiedene Einzelhändler unter einem Dach vereinen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, mit den damals in Berlin entstandenen Kaufhäusern zu konkurrieren. Das Geschäftsmodell erwies sich als erfolglos. Schon bald wurde die Arkade vom Elektrokonzern AEG erworben und als Ausstellungsraum für die Produkte des Unternehmens genutzt. In den 1930er Jahren diente das Gebäude den Nationalsozialisten als Bürohaus und in den 1940er Jahren waren dort französische Kriegsgefangene untergebracht. Obwohl es im Krieg leicht beschädigt worden war, konnte es in den ersten Jahrzehnten der DDR-Zeit noch für verschiedene Zwecke genutzt werden, bis die Stadtverwaltung Anfang der 1980er Jahre den Abriss beschloss.

Die DDR brach zusammen, bevor dieser vollzogen war. Während sich die Stadt nach dem Fall der Berliner Mauer im Übergang befand, wurde der erhaltene Teil des Gebäudes 1990 von Künstlerinnen und Künstlern besetzt. Das Hausbesetzerkollektiv beantragte die Anerkennung des Hauses als denkmalgeschütztes Gebäude und nachdem es diesen Status erreicht hatte, rettete es das historische Gebäude vor dem vorübergehend verzögerten Abriss und blieb dort.

Die Künstlerinnen und Künstler nannten das Gebäude „Tacheles“, was aus dem Jiddischen übersetzt „offen sprechen“, „direkt äußern, was man denkt“ bedeutet. Es entwickelte sich schnell zu einem Kultur und Kunstzentrum, das im wiedervereinigten Berlin zu einem Symbol für Freiheit und Kreativität wurde. Zahlreiche Ateliers, Ausstellungsräume, ein Kino, eine Bar und große Räume für Konzerte, Lesungen und Performances machten das Tacheles zu einem kreativen und vielfältigen Ort, der jährlich Hunderttausende von Besucherinnen und Besuchern anzog.

Im Jahr 2008 lief der Mietvertrag aus und der Eigentümer beschloss, das Gebäude zu verkaufen. Nach vier Jahren der Proteste gegen den Verkauf des Tacheles, der Sammlung von über 200.000 Petitionsunterschriften, Verhandlungen mit dem Eigentümer des Gebäudes und einem Appell an den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, zwangen die Behörden die letzten Bewohnerinnen und Bewohner im September 2012, das Haus zu verlassen.

Wo einst Freiheit und Kreativität herrschten, befindet sich heute ein Gebäudekomplex mit vorwiegend Luxuswohnungen. Der Name „Am Tacheles“ und die historische Fassade der Einkaufspassage, die in das neue Gebäude integriert wurde, erinnern an die Existenz der einstigen Nutzung – aus dem besetzten Haus wurde ein architektonisches Denkmal, das immer noch von alten Graffiti bedeckt ist.

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