Der in Berlin lebende Künstler Evol nutzt seinen Graffiti-Hintergrund und seine künstlerischen Fähigkeiten, um das Stadtleben zu erkunden und uns dazu zu bringen, unsere Umgebung in einem neuen Licht zu betrachten. Seine hier gezeigte Arbeit Mehrweg (Dresden Print#1, A.P.) (2010) entstand auf gefundenen Pappkartons und ist eine Hommage an die Architektur früherer Zeiten – die Berliner Stadthäuser aus der Zeit um 1910, typisch für den Kiez, in dem Evol seit Jahren lebt. Dort haben diese Überbleibsel einer vergangenen Epoche den anhaltenden Gentrifizierungsprozess in der Gegend bisher überlebt. Die Patina des Kartons, seine vorhandenen Spuren und seine Strukturen spiegeln die Art und Weise wider, wie die Zeit auf reale Stadtlandschaften einwirkt.

Auf der Grundlage zahlreicher Fotos, die er im Stadtbild aufgenommen hat, verwandelt er mit akribisch ausgearbeiteten Schablonen Verteilerkästen, rechteckige Betonelemente und Kartonobjekte in Miniaturgebäude. Unzählige Fenster, Balkone und Satellitenschüsseln erschaffen eine Illusion von dreidimensionalen Fassaden und Lebensräumen. Sowohl in seinen Atelierarbeiten als auch in seinen temporären Straßeninstallationen zerlegt Evol die Umgebung in überschaubare Formate. Durch diese Veränderung des Maßstabs wirkt sein Werk weniger einschüchternd; es erinnert zwar an nüchterne urbane Räume, bleibt aber charmant und zugänglich.

Leihgabe der Gewobag-Sammlung.